VOIR SEHEN

2003 – 2010 VOIR – Sehen

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Aus Voir Dezember 2009

"Waldboden", aus Voir-Sehen, Dezember 2009

Über das Stilistische und das Literarische

28.-30. 12. 2009

„If the doors of perception were cleansed, every thing would appear to man as it is, infinite.“ („Wenn die Pforten der Wahrnehmung gereinigt würden, würde alles dem Menschen erscheinen, wie es ist: unendlich.“).

William Blake

Thomas Demand in der Nationalgalerie. In den Begleittexten Botho Strauss, sinngemäß: Bilder versiegeln das Unsichtbare, doch manchmal geben die leeren Räume die unsichtbare Erzählung wieder. Dazu ergänze ich mir: Das, woran wir uns erinnern, da waren wir nie, es sind nur Fantasien unserer Sehnsüchte. Und da rutsche ich gleich ins 19. Jahrhundert zurück, in die Laubrankenwerke der Nazarener, in Liebermanns Sommersonnenflecken, in Menzels Buschwerk und Baumkronen, die wie eine Kathedrale mit den Augen betretbar sind. Räume der Malerei, ein jenseitiges Raummodell, verweisend, als ob es irgendwo einen Raum gäbe, in dem alle falschen Bilder der Erinnerung rekonstruiert und bereinigt wären. „Wenn wir uns in der Zeit ausbreiten könnten, wären wir Riesen, wie Wolken“ schreibt Proust und was hat Rimbaud in Harar noch schweigend, die Poesie hassend, gedichtet? Nur der Stil verweist auf die Haltung hinter dem Spiegel.

Sofort werfe ich mir Einfallslosigkeit im Erzählerischen, im Dramaturgischen vor. Allegorisches, Symbolisches, Literarisches, Erzählerisches – geschenkt, mir selbst an anderer Stelle. Erotisches. Fantastisches. Es alle existiert nur als etwas Comicartiges in der Schublade, ein Atlas-Alb, ein weißer amorpher Fleck in großer Dunkelheit, ein lauerndes Krokodil.

Was hat Rimbaud in Harar gedichtet und gehasst? Nach gut fünfhundert Bilder die Landschaft von ganz unten. Amorphes. Unterholz. Trockenes Laubwerk. Lenbachs Hirtenknabe. Von Innen heraus. Entwickelnd.

Tauchend

Bloßgestellt

Weit

Nr. 220 bis nr. 356 im Kunstverein Passau 2009

Nr. 220 bis nr. 356 im Kunstverein Passau 2009

Jedes Ding, jedes Abbild, jeder Gegenstand, jeder Fleck, enthält die gesamte Erzählung, die Form beinhaltet die Dramaturgie. Eine Frage des Stils: Schönheit. Bescheidenes, Pathos. Erhabenes. Winziges. Unscheinbares.

Ein Kanon:

Dürer

Holbein

Vermeer

Velasquez

Van Dyck

Tiepolo

Corot

Friedrich

Blechen

Rottmann

Dillis

Klimt

Courbet

Monet

Sisley

Fatin-Latour

Klinger

Böcklin

Blake

Segantini

Van Gogh [der Mittlere]

Kühl

Menzel

Von Alt

Wenglein

Liebermann

Mondrian [der ganz Frühe]

Schmidt-Rottluff

Hopper

Morandi

Chirico

Magritte

VOIR - Sehen

VOIR - Sehen Videostills

Abendsonne: Blaue/violette Wolkenstreifen gegen Orange

Buchen, Birken, ansteigend gegen das Spätnachmittagslicht

Märzlicht, das auf einem Grasrücken den Schnee abtaut

Trockene Schlingpflanzen am Straßenrand

Eine Tanne

Die Landschaft war schon immer da. Vorhang: dahinter zu Flucht Schutzzone, Wohnstatt. Themen. Licht Gegenlicht, Abendlicht, Dunkelheit, Restlicht, Gewitterlicht, Mondlicht, Sonnenlicht, Sommerlicht, Herbstlicht, Frühlingslicht.

Näher, mehr, mehr, legt sie sich mir auf die Augen, die Bäume, das Gras, die Wiese; das Sehen erschöpft, erschlägt mich, bombardiert. Alle Plätze auf jedem Moment. Mehr, mehr, mehr…

An dich, lieber Meidner, wir können mit den Blitzen nicht umgehen. Es genügt doch ein einzelnes Bild, ein Moment, Gras, Steine.

Das Nebenbei, der Hauptgrund, das Beiwerk, der Boden.

"Blattwerk" aus Voir-Sehen Novenber 2009

"Blattwerk" aus Voir-Sehen, November 2009

NO96-Voir

„Das Große Gehege“ Video I zu „Voir – Sehen“, 2004

Das Große Gehege Videostill

Markus Jaursch    markusjaursch.de   Markus Jaursch Kunst

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